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„Die Buchdruckerei ist

 … summmum et posteremum donum … ,

das höchste und letzte Geschenk.“

Martin Luther

Claude Garamond

Paris, Heiligabend 1534. Während sich ungezählte Familien an den leuchtenden Augen ihrer Kinder erfreuen, erlebt der 35jährige Claude Garamond am Place Maubert den grässlichsten Moment seines Lebens. Mit Tränen in den Augen sieht er seinen Lehrmeister und Drucker Antoine Augereau auf dem Scheiterhaufen verbrennen, zusammen mit seinen Büchern.
Es sind turbulente Zeiten zu Beginn der französischen Renaissance, voller Glauben an den Geist, die Schrift, das Buch, den Humanismus. Die Bibel wird erstmals in der Volkssprache gedruckt, Plakate gegen die Heilige Messe sind Vorboten der Reformation, Luthers Thesen machen die Runde … religiöse Machtkämpfe kündigen sich an. Augereau soll Pamphlete gegen die katholische Kirche verfasst haben.

Die Pariser Grand-Rue Saint-Jacques war der Tummelplatz für aufgeschlossene Drucker und Verleger. Einer von ihnen war Antoine Augereau, der die Meinung vertrat: Neue Ansichten brauchen neue Schriften.

Sein Lehrling Claude, der schon mehrfach sein Talent als Stempelschneider unter Beweis gestellt hat, nahm diese Herausforderung nach wenigen Berufsjahren an. 1530 schnitt er für den berühmten Drucker Robert Estienne unter den Augen seines Lehrmeisters eine eigene Cicero-Type (12 Punkt), die große Bewunderung auslöste.

Nach dem Tod Augereaus gründet Claude Garamond in der Rue des Carmes seine eigene Werkstatt. Hier perfektionierte er seine Antiqua-Lettern. Auf Anregung des Rektors der Sorbonne, Jean de Gagny, entwarf er einen kursiven Schnitt zu seiner Cicero von 1530, der späteren Garamond. Dieser kursive Schnitt gilt unter Schriftgestaltern bis heute als der Inbegriff ästhetischer Vollkommenheit.

Fast hundert Jahre später, um 1620, wird sie unter seinem Familiennamen Garamond von Schweizer Jean Jannon nachgeschnitten und erlangt bald darauf Weltruhm.

Nach fast zweihundertjährigem Dornröschenschlaf wurden sie 1928 unter der Bezeichnung Garamond-Stempel, auf Basis der alten Spezimen aus der Gießerei Egenolff-Berner, revitalisiert.

Viele Stempelschneider, Schriftgießer und Schriftgestalter nahmen sich seitdem »die Garamond« für ihre eigene Schrift zur Vorlage. So auch Tony Stan für seine ITC Garamond und Jan Tschichold für seine Sabon-Antiqua.)